Parque Nacional Madidi

30.06. - 03.07.2019 La Paz - Rurrenabaque - Selva Parque Nacional Madidi

Die moosbedeckten Hügel und der dichte Dschungel unter uns kamen immer näher und plötzlich landete das kleine Flugzeug inmitten des üppigen Grüns. Es war ziemlich genau doppelt so warm wie in La Paz und die feuchte Luft fühlte sich an wie eine tropische Wand. Wir waren in Rurrenabaque - im Amazonas - eines der intaktesten Ökosysteme Südamerikas. Ein grosser Teil dieser unglaublich reichen Flora und Fauna wird durch den Parque Nacional Madidi geschützt. 


Am nächsten Tag ging unser Abenteuer im Dschungel des Madidi Nationalparks los. Mit dem Boot ging’s auf dem Río Beni flussaufwärts bis nach Villa Alcira, einer Kommune der indigenen Tacanas, von denen auch unser Guide Domingo abstammt. Hier pressten wir Zuckerrohr und erfrischten uns mit dem süssen Saft bevor wir einen kurzen Spaziergang durchs Dorf unternahmen. Über den Río Tuichi gelangten wir noch tiefer in den Regenwald, zur Mashaquipe Lodge. Da der Dschungel erst am späteren Nachmittag zum Leben erwacht, blieb genügend Zeit um in den Hängematten zu entspannen bevor wir uns auf den ersten Streifzug durch den Wald begaben. Wir lernten die verschiedensten Ameisen kennen: winzige, riesige, lebensrettende aber auch stechende und beissende. Trotz täuschend echter Ruflaute unseres Guides, blieben uns die Affen verborgen. Doch die tolle Aussicht über den Dschungel entschädigte für alles. Bis die Sonne unterging sassen wir da, lauschten den Geräuschen des Regenwaldes und dem Rauschen des Gewitters auf der anderen Talseite - einfach wunderbar. Genauso wie der Pescado en Dunucuabi, in Palmblättern gewickelter und über dem Feuer gebackener Fisch, der in der Lodge auf uns wartete. 


Während der 4-stündigen Wanderung zum Buschcamp „Arenalito“ entpuppte sich Domingo als Überlebenskünstler und Medizinmann. Wir tranken Wasser aus Ästen, er bahnte uns mit der Machete den Weg durchs Dickicht und sammelte allerlei Zutaten für einen Tee gegen Magenprobleme, der anscheinend auch wirkte. Gleich hinter unserem Buschcamp führte ein Pfad auf einen Hügel, von dem aus wir eine herrliche Sicht über den Regenwald hatten. Wir pirschten auch nachmittags wieder durch den Wald, hörten Affen und Vögel, entdeckten Jaguar- und Tapir-Spuren, doch gesehen haben wir leider wieder nichts. Bis wir den Rand einer Schlucht erreichten, in dessen Felswand rote Aras nisten. Wir beobachteten die bunten, krächzenden Vögel auf ihren Ausflügen bis die Sonne untergegangen war und marschierten dann durch die Dunkelheit zurück zum Camp. Nach einem, trotz einfachster Küche, erstaunlich abwechlungsreichen Abendessen krochen wir unter unsere Mosquiteros.


Bei Dschungel-Geräuschen und Regen, der auf das einfache Dach prasselt, lässt es sich wunderbar schlafen. Doch um 05:30 hiess es Abmarsch. Der Regen hat den lehmigen Boden aufgeweicht und die Wanderung zum Ara-Felsen war eine schlammige Angelegenheit. Und doch hat es sich gelohnt, die Felswand im Morgenlicht von unten zu sehen. Wir wanderten durch das Tal bis an das Ufer des Río Tuichi. Hier lagen mehrere Holzstämme, die wir zu einem Floss zusammenbauten, mit dem wir uns bis zur Mashaquipe Lodge treiben liessen.


Die Augen und Ohren offen, jedoch schweigend und schnüffelnd, schlichen wir auch nachmittags wieder duch‘s Dickicht. In den vergangenen Tagen haben wir so rund 30 km zurückgelegt, ohne viele Tiere zu sehen. Doch dank den spannenden Anekdoten unseres Guides und seiner Verbundenheit zum Dschungel, war die Zeit im Regenwald wahnsinnig interessant. Wir waren gespannt was uns in den Pampas erwartete.

04.07. - 07.07.2019 Pampas Parque Nacional Madidi - Rurrenabaque - La Paz

Ein klappriger Toyota brachte uns über eine holprige Strasse von Rurrenabaque in die Pampas nach Santa Rosa. Bereits die Fahrt in die Feuchtsavannen war vielversprechend - Faultiere hingen in den Baumkronen am Strassenrand. Mit dem Boot erreichten wir die schöne Lodge „Las Tortugas“ direkt am Río Yacuma. Im Gegensatz zur Tour im Dschungel war das hier der gemütliche Teil... man setzt sich ins Boot und fährt entweder flussauf- oder -abwärts. Die Tiere muss man hier nicht suchen, nein, sie sind überall am Ufer, in den Bäumen und im Wasser. Alligatoren, Kaimane, Schlangen, Capibaras und eine unglaubliche Vielfalt an Vögeln. Bereits bei unserer ersten Ausfahrt schwammen mehrere Flussdelfine mit uns. Diese rosa farbenen Delfine sind einzigartig und nur im Amazonas anzutreffen. Unser Highlight waren jedoch die süssen bolivianischen Totenkopfäffchen. Neugierig tummelten sie sich in den Büschen am Flussufer, quitschend und stets in Bewegung.


Gummistiefel an und ab in die Sümpfe. Wir wateten durch die Feuchtsavanne bis zu einer Lagune mit riesigen Seerosen. Die Blätter erreichen einen Durchmesser von bis zu 3 Metern und die Blüten tragen den edlen Namen Victoria Amazonica. In diesem Gebiet wäre auch die Anakonda anzutreffen, doch vor uns hat sich die Riesenschlange versteckt gehalten.


Wer im Amazonasbecken ist, sollte Piranhas fischen, heisst es. Das ist ganz leicht: man nehme Schnur und einen Angelhaken mit einem Stück Fleisch und halte dies ins Wasser... nach wenigen Sekunden ist das Fleisch weg, ausser man ist schnell genug und zieht zur richtigen Zeit an der Schnur. Mit der Zeit hatten wir‘s drauf und schafften es auf ein Dutzend Piranhas, die uns zum Abendessen frittiert serviert wurden.


Fazit dieser Selva-Pampas-Tour durch den Parque Nacional Madidi: In den Pampas ist es leichter Tiere zu entdecken als im Dschungel - ja, selbst das Bett teilten wir uns mit einem Frosch. Im Regenwald jedoch konnten wir uns bewegen und haben mehr über die Natur und das Leben im Amazonas gelernt. Für das ultimative Amazonas-Erlebnis braucht es also Beides.

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