25.06.2019 Tambo Quemado - Calamarca
Wir hatten ein Chaos erwartet, stattdessen verlief unser erste Einreise mit Ernesto nach Bolivien glatt und ohne Probleme. Wir hatten zwar auf mehr Visumstage gehofft, wollten aber nicht meckern. Schreiend und mit den Armen fuchtelnd hielt uns, nach gerade mal 2 Stunden in Bolivien, die Polizei an... wir seien zu schnell gefahren... unser Spanisch reichte aus, um uns aus der von Korruption nur so stinkenden Situation rauszureden. Na dann, in diesem Sinne: Willkommen in Bolivien!
Chuño - noch nie gehört, geschweige denn gesehen. Für die Aymara und Quechua ist es jedoch seit jeher ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Die Kartoffeln werden mit den baren Füssen gestampf und zum Trocknen an der Sonne ausgebreitet bis sie kein Wasser mehr enthalten, steinhart und leicht sind. Eine spannende Begegnung, die wir hier erleben durften und auch für die Frauen schienen wir interessant zu sein - konnten sie doch kaum glauben, dass wir bei uns die Kartoffeln frisch am liebsten mögen.
26.06.2019 Valle de la Luna
Südlich von La Paz liegt das Valle de la Luna. Starke Regenfälle und Temperaturschwankungen führten während Millionen von Jahren dazu, dass der lehmartige Boden abgetragen wurde und sich so diese bizarren Formationen bildeten.
27.06. - 30.06.2019 La Paz
Wir fuhren nach La Paz und noch bevor wir wirklich in der Stadt ankamen, holte uns der Kulturschock ein. Dreck, Abgase, Gestank, zerfallene Häuser, streunende Tiere und bettelnde Menschen... ja plötzlich wurde uns so richtig bewusst, dass wir uns in einem der ärmsten Länder Südamerikas befanden. Obwohl man diese Tatsache weder ignorieren soll noch kann, lernten wir schnell, die Stadt mit anderen Augen zu sehen - so fanden wir plötzlich Gefallen am Chaos, den Strassenverkäufern und -märkten, den hupenden Minibussen und den steilen engen Gassen.
Wir landeten im Stadtviertel Sopocachi in der Garage des Schweizers Ernesto Hug. Hier liessen wir unseren Ernesto einmal gründlich durchchecken und durften sogar da schlafen - perfekter Ausgangsort für unsere Stadterkundung.
La Paz ist zwar nicht die Hauptstadt Boliviens, jedoch der höchstgelegene Regierungssitz weltweit. Die unglaubliche Höhendifferenz von 3200 bis 4100 M.ü.M. kann man mit der Seilbahn überwinden. Zwar stösst das Millionenschwere Grossprojekt unter der Regie Evo Morales auf verständliche Gegenwehr, doch für uns waren die Gondeln des „Mi Teleférico“ ein tolles Fortbewegungsmittel. Sie brachten uns zu Aussichtspunkten hoch über der Stadt und ins Zentrum.
Um etwas näher an La Paz und die Bolivianer heranzukommen, waren wir einen Tag mit Gert, einem Deutschen Auswanderer, der seit 40 Jahren hier lebt, unterwegs. Er brachte uns an Orte, die fern ab der Touristenmassen liegen. So zum Beispiel auf den Hexenmarkt in El Alto, auf dem sich die echten Yatiris mit Lamaföten, Zaubertränken und allerlei Pülverchen für ihre religiösen Rituale eindecken. Yatiris sind die Heiler der Aymara, sprechen mit den Bergen der Anden und der Muttererde, können Flüche aussprechen oder einem die Zukunft aus Cocablättern vorhersagen. Obwohl uns das alles sehr suspekt vorkam und wir niemals ein solches Ritual über uns ergehen lassen würden, war das Treffen mit Yatiri Elena einmalig und interessant.
In der wohl schmucksten Gasse, der Calle Jaen, wurde früher mit Lamas gehandelt. Heute wimmelt es hier von Touristen. Hier assen wir Salteñas und konnten einer echten Cholita Paceña an die Wäsche... von den Zöpfen unter dem viel zu kleinen Sombrero, über den mehrschichtigen Rock, der Pollera, bis zum Transporttuch, des Aguayo, konnten wir alles genau unter die Lupe nehmen und sogar selber anziehen... ob sie darunter Unterwäsche tragen, fragen wir uns jedoch noch immer.
Rund um die Plaza Murillo befinden sich mit der Kathedrale, dem Nationalkongress und dem ehemaligen Regierungspalast einige der schönsten Gebäude der Stadt. Gleich dahinter türmt der neue Palast von Präsident Morales empor... naja, schön ist anders. Nach dem Besuch der Iglesia de San Francisco schlenderten wir durch den Mercado de Hechicería, dem touristischen Hexenmarkt, der sich mit den Kunst- und Souvenirläden mischt. In diesen bunten Gassen verbrachten wir fast einen ganzen Tag, ohne dass uns dabei langweilig wurde. Inmitten der Strassenmärkte vergassen wir oft die Zeit und amüsierten uns, was einem alles angeboten wird - Märkte, steile Strassen und Bachsteinhäuser sind es, was La Paz den ganz speziellen chaotischen Charme verleiht.