27.01. - 29.01.2020 Lajas - Laguna de la Cocha - Neiva
Eigentlich sollten wir mittlerweile geübt sein was Grenzen anbelangt. Und doch waren wir bei unserem letzten Grenzübergang auf Südamerikanischem Boden, fast genauso nervös wie beim ersten... ob es an den vielen rumlungernden Leuten lag, an der Tatsache, dass wir in unser letztes Reiseland, Kolumbien, einfuhren oder daran, dass es ungewöhnlich unkoordiniert ablief... Auf jeden Fall mussten wir eine ganze Menge Geduld mitbringen. Als wir dann endlich einreisen konnten, mussten wir noch an eine Autoversicherung gelangen. Und siehe da, zwischen Hühnchenständen wurden wir fündig - na, ist ja klar, dass man sowas genau da findet.
Doch Kolumbien zeigte sich noch am selben Tag von seiner besten Seite, und hiess uns würdig willkommen. Das Santuario de Las Lajas zählt zu den schönsten Kirchen Kolumbiens und liegt in einer malerischen Schlucht. Eine sehr langsame Gondelbahn brachte uns runter in den Canyon, wo wir die Kirche von allen Seiten betrachten konnten - bei unserem Lieblingsplatz warteten wir bis es dämmerte und die Lichter angeknipst wurden. Etwas weniger Disco hätte unserer Meinung nach auch gereicht, aber schön war‘s dennoch.
In den nächsten Tagen liessen wir einige Kilometer hinter uns, wir legten einen regelrechten Spurt in Richtung Neiva hin. An der Laguna de la Cocha, einem der grössten Seen Kolumbiens legten wir einen lohnenswerten Stop ein. Bunte Holzhäuser, Brücken und Stege entlang der Kanäle, auf denen kleine Boote unterwegs waren - ein idyllisches Dorf, wie aus einem holländischen Bilderbuch.
Über eine holprige, kurvige und steile Strasse namens „Trampolin de la Muerte“ querten wir die Ausläufer der Anden. Drei Stunden lang liessen wir uns auf dieser schmalen und doch stark befahrenen Strasse durchschütteln, bis wir mitten im Regenwald eine Pause einlegten. Das Thermometer stieg fast von Minute zu Minute während wir uns Neiva näherten. Dort angekommen waren es schier unerträgliche 42°C.
30.01.2020 Desierto de la Tatacoa
Der Flughafen in Neiva ist so überschaubar, dass man den Passagieren beim Aussteigen zusehen kann. Wir sahen Chantal also schon von Weitem und konnten sie in die Arme schliessen, noch bevor das Gepäck ankam.
Da man hier auf ungesicherten LKW-Ladungen mitreiten kann, gingen wir davon aus, dass es kein Problem sein wird, wenn sie in unserem Campervan auf dem Sofa mitreist. So ging unsere Fahrt zu Dritt weiter - Ziel war die Tatacoa Wüste. Allein beim Dasitzen lief uns der Schweiss runter, es war erdrückend heiss, sodass wir den späteren Nachmittag für unsere Erkundungstour abwarteten. Zwischen Kakteen und den unwirklich aussehenden Gesteinsformationen spazierten wir durch die trockene Wüste.
31.01. - 01.02.2020 San Agustín
Nach einigen Autostunden waren wir im ehemaligen Reich der San-Agustín-Kultur angelangt, die hier, lange bevor die ersten Europäer einmarschierten, angesiedelt waren. Entlang des Río Magdalena wurden seit Mitte des 18. Jahrhunderts über 500 Statuen gefunden. Die von 20 cm bis 7 m grossen Steinfiguren wurden von diesem geheimnisvollen Volk gehauen um ihre Toten zu ehren. Sie stellen Menschen oder heilige Tiere dar, manche grimmig, andere fröhlich aber jede einzigartig.
Mit seinen 1612 km Länge schlängelt sich der Río Magdalena von der Cordillera Central, durch den Westen Kolumbiens bis ins Karibische Meer. Nach guten 40 km erreicht der Flusslauf San Agustín. Hier drängt sich die gesamte Wassermasse durch das gerademal 2 Meter breite Flussbett am Estrecho del Magdalena. Wir hätten uns das Ganze zwar etwas rauschender vorgestellt, denn trotz der Wasserkraft schien der Fluss sehr ruhig.
Bevor wir die Gegend um San Agustín verliessen, machten wir einen kurzen Abstecher nach Isnos zum Salto de Mortiño. Das Wasser fällt hier rund 200 Meter in die schwindelerregend tiefe Schlucht.
02.02. - 03.02.2020 Popayán
Die Strecke durch den Parque Nacional Puracé solle ganz schön sein, haben wir gelesen. Nun ja, wir konnten der Strasse durch den Dschungel nicht viel Gutes abgewinnen. Wir sahen nicht viel mehr als dichtes Grün rechts und links und der Strassenzustand war miserabel. Wir waren jedenfalls froh, als wir heil Popayán ankamen.
Popayán wurde 1983 von einem schweren Erdbeben heimgesucht und der Wiederaufbau der „weissen Stadt“ dauerte über 20 Jahre. Wir konnten also eine wunderbare Kolonialstadt besuchen. Wir spazierten über schöne Plazas und alte Brücken, vorbei an Villen und Kirchen aus der Kolonialzeit und vom Aussichtspunkt des Parque del Morro überblickten wir die Dächer der weissen Häuser.
Eine gute Stunde von Popayán entfernt, liegt auf einem Plateau mitten in grünen Hügeln die Finca „La Bonanza“. Sie gehörte einst Henry Loaiza, auch bekannt als „El Alacrán“ - „der Skorpion“ des Cali-Kartells. Heute ist die Finca im Besitz ehemaliger Südamerika-Reisender und ein Campingplatz, der alle Wünsche eines Overlanders erfüllt.
04.02. - 06.02.2020 Salento - Valle de Cocora - Salento
In Salento trafen wir uns mit Manuela & Fabio, die wir aus Quito kannten und planten bei Pasta und Kartenspielen unseren Ausflug ins Valle de Cocora.
Früh morgens machten wir uns auf zur Plaza de Bolívar, hier standen schon die blitzeblank polierten „Willys“ aus den 1940ern bereit. Da wir zu fünft waren, gönnten wir uns eine Privatfahrt ins Valle de Cocora. Obwohl die Strasse dorthin, entgegen unseren Erwartungen, einwandfrei asphaltiert war, war die Fahrt im 4x4-Willy ein Erlebnis.
Die Wanderung führte uns über Wiesen entlang eines Bachs direkt zu einem kleinen Wasserfall mitten im geheimnisvollen Nebelwald. Den Bach querten wir öfters über die mehr oder weniger vertrauenswürdigen Hängebrücken bis wir im Casa de los Colibris eintrafen, wo eine Stärkung auf uns wartete. Nachdem wir die winzigen zierlichen Vögelchen beobachtet und fotografiert hatten, ging unsere Wanderung bergauf. Als wir die Bergkuppen von La Montaña erreicht hatten, wurden wir mit der herrlichen Aussicht über das Tal belohnt. Das Valle de Cocora bietet eine wirklich einzigartige Kulisse - aus den sanften grünen Hügeln schiessen die 60 Meter hohen Wachspalmen zum Himmel empor. Die merkwürdige Palma de Cera ist Kolumbiens Nationalbaum und hier weltweit am allerhöchsten. Eine Wanderung im Valle de Cocora - ein Muss für jeden Kolumbien-Besucher!
Salento - genauso haben wir uns Kolumbien vorgestellt... weisse Häuser mit bunten Holztüren und Fensterrahmen, geschäftige Kunsthandwerks-Verkäufer, der Duft frischen Kaffees in der Luft - hier wird unsere Postkarten-Fantasie wahr. Nach einem leckeren Kaffee auf der Plaza de Bolívar stieg unsere Lust auf „das schwarze Gold“... auf geht’s in die Kaffeezone Kolumbiens!