Ventana - Camino de la Costa - Valdés

03.01.2019 - 06.01.2019 Azul - Sierra de la Ventana

Als erstes mussten wir Ernesto aus der engen Einstellhalle herauszirkleln, als das geschafft war, konnte die Fahrt aus der Grossstadt in Richtung Süden beginnen. Über Azul fuhren wir nach Villa Ventana. Ein Spaziergang durch das Dorf brachte uns zum Arroyo El Belisario, wo wir es uns auf einem Felsen bequem machten, unsere Füsse badeten und uns ein Apéro genehmigten bevor wir zum Übernachtunsplatz bei der Touristeninformation zurückkehrten.


Pünktlich um 08:00 Uhr, als sich die Pforten des Nationalparks Ernesto Tornquist öffneten, standen wir auch schon in der Warteschlange. Wir wollten, wie alle anderen auch, den 1136 m hohen Cerro de la Ventana erklimmen. Zu unserem Erstaunen war die 6-stündige Wanderung nur mit einem Guide möglich. Wenn wir also zum bekannten Fenster in der Felswand wollten, blieb uns nichts anderes übrig, als uns einer Gruppe von 20 Argentiniern anzuschliessen. Nach dem ersten Anstieg wurde uns bewusst, wieso die Wanderung 6 Stunden dauern wird und weshalb ein Guide nötig ist... wir sind in einem Grundkurs „Wandern für Anfänger“ gelandet und haben uns schrecklich gelangweilt. Die Wanderung und der Weg ansich hätten völlig unseren Geschmack getroffen: steinig, tolle Aussichten und ab und zu eine steile Herausforderung - nur, dass wir das Ganze am liebsten doppelt so schnell unter die Füsse genommen hätten. Das berühmte „Ventana“ und die Aussicht auf die Sierra und die argentinische Pampa haben das Ganze natürlich wett gemacht, denn dafür lohnt sich der Weg dahin auf jeden Fall.


Den nächsten Tag verbrachten wir erneut im Nationalpark - ohne Guide. Als müssten wir den vergangenen Tag kompensieren, waren wir sehr zügig unterwegs. Wir wanderten auf den Cerro Bahía Blanca und entdeckten auf dessen Gipfel unsere ersten Guanakos. Bevor uns der Wind vom Berg fegte, machten wir uns auf den Rückweg.


Langsam haben wir den Dreh raus wie wir das Gleichgewicht zwischen Wildcampen und Campingplatz halten - oder wann eine Dusche angebracht ist. Nach der Wanderung gingen wir also zurück zum Campingplatz, auf dem wir die vergangene Nacht verbracht hatten, denn wir durften auch an diesem Tag noch bis zum Eindunkeln bleiben. Perfekt um uns frisch zu machen. Ausserdem war Gemüseschnippeln, Kochen und Fleischessen angesagt bevor unsere Reise weiterging, denn auf der kommenden Strecke wird eine sogenannte „Zoofitosanitario“ stattfinden. Die hiesigen Lebensmittelkontrollen an den Checkpoints verlangen, dass weder Früchte noch Gemüse oder frisches Fleisch eingeführt werden. Wir waren überzeugt, dass sie uns mit gekochtem Gemüse durchwinken würden. Das war auch so, aber nicht weil wir die ganzen frischen Lebensmittel verarbeitet hatten, sondern weil es schlichtweg Niemanden interessierte.

07.01.2019 Laguna la Salada

Ein kleiner Abstecher von der Ruta 3, die uns stetig südwärts führt, brachte uns zur Laguna la Salada. Wir drehen eine Runde um den Salzsee, beobachten Flamingos und entschieden, hier eine Rast einzulegen. Wir suchten uns einen wunderbaren Platz am Ufer aus, machten es uns gemütlich und genossen die Sonne. Bei herrlicher Abendstimmung brannte der Himmel über der Lagune förmlich.

08.01. - 09.01.2019 Camino de la Costa - Las Grutas

Der Rio Negro trennt die beiden Städte Carmen de Patagones und Viedma, die wir rasch hinter uns liessen und weiter dem Flussverlauf, bis zur Küste nach El Cóndor folgten. Hier nistet die grösste Kolonie der Loros Barranqueros, südamerikanische Felsensittiche, in den Felsen. Weiter dem Camino de la Costa folgend konnten wir noch hunderte dieser bunten Vögel beobachten, sie scheinen sich in den Felsewänden der steil abfallenden Küste wohl zu fühlen. Genau wie die über 4000 Seelöwen die sich in La Lobería und in Punta Bermeja am Strand sonnen. Da der Wind den Camino de la Costa aktuell mit viel Sand überdeckt hat, und unser Ernesto kein 4x4 hat, entschieden wir zurück auf die Ruta 3 zu kehren und auf diesem Weg nach Las Grutas zu gelangen. Wir campten inmitten von Sanddünen etwas nördlich des Städtchens und schlenderten am nächsten Morgen durch den Badeort. Hier wimmelt es von Strandtouristen, Souvenierläden und Cafés. Und wir wurden auf der Suche nach Dusche und Internet fündig, obwohl beides eher langsam floss.

10.01. - 12.01.2019 Península Valdés

Nächstes Ziel war die, von der UNESCO geschützte, Península Valdés auf deren Fauna wir uns sehr freuten und gespannt waren welche Tiere uns begegnen werden. Zunächst machten wir grosse Augen als wir beim Parkeingang das Dreifache von dem bezahlten, was im Reiseführer geschrieben steht - argentinische Inflation lässt grüssen - aber das hielt und natürlich nicht davon ab das 3600 km² grosse Naturschutzgebiet zu erkunden. Zumindest übernachteten wir kostenlos an der Playa Villarino und verbrachten zwei volle Tage auf der Halbinsel. Die Zeit brauchten wir auch, denn auf Schotterstrassen sind wir mit unserem Ernesto nicht so schnell unterwegs und er tat uns beim einen oder anderen Scheppern ganz schön leid... aber wir werden uns wohl daran gewöhnen müssen.


Am ersten Tag fuhren wir der Caleta Valdés entlang bis zur Punta Norte während wir uns am zweiten Tag im Südteil der Halbinsel aufhielten. Die Caleta Valdés, eine von einer Kiesbank abgeschirmte Bucht stahlblauen Wassers und Heimat der Magellan-Pinguine. Die Jungen befanden sich gerade im Mauser und sahen teils ziemlich zerzaust aus. In der Brutzeit sollen ca. 46‘500 Pinguinpaare auf Valdés nisten. Bei Punta Norte faulenzen Seelöwen und Seeelefanten mit ihren Jungen. Kommt man hier zur richtigen Jahreszeit hin, jagen Orcas direkt am Strand - wir waren zu früh oder zu spät um dieses brutale Spektakel zu erleben. Stattdessen kreuzten ein Gürteltier und unzählige Guanakos und Nandus unseren Weg zurück zum Camp.


Die zweite Runde führte uns vorbei an den Salzpfannen bis zur Punta Delgada. Leider waren die Seeelefanten hier sehr weit entfernt, sodass wir kaum etwas erkannten und deshalb machten wir uns auf den Weg der Küste entlang nordwärts. Bei Punta Hércules fällt die Küste steil ab und die Seelöwen drängen sich an den schmalen Strand, ein perfekter Ort die Drohne steigen zu lassen. Seeelefanten von deutlich näher betrachten konnten wir bei Punta Cantor.


Wir verliessen die Halbinsel mit leicht entäuschten Gemütern, hatten wir uns doch von den fast 500 km Schotterpiste etwas mehr von der Tierwelt und eine abwechslungsreichere Landschaft erhofft.

Route

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